Wie funktioniert das Gelddrucken in der Eurozone?

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Wie entsteht neues Geld?

Vielleicht hast du dich schon mal gefragt: Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) neues Geld „druckt“ – wie genau passiert das eigentlich? Geht’s da wirklich um Papiergeld oder ist das alles digital? Schauen wir uns an, wie die Geldschöpfung im Euroraum funktioniert und welche Rolle die EZB dabei spielt.

Wie viel Euro gibt es eigentlich?

Zuerst ein kurzer Überblick, wie Geldmengen gemessen werden:

  • M3: Das ist die breiteste Messgröße. Sie umfasst Bargeld, Bankeinlagen, Geldmarktfonds und andere leicht zugängliche Formen von Geld.
  • M0 (monetäre Basis): Hier geht es um das, was man als „Basisgeld“ bezeichnen kann – also physisches Bargeld plus die Reserven der Banken bei der EZB. Diese Zahlen zeigen, wie viel Geld gerade in Umlauf ist – entweder physisch oder digital.

Wie neues Geld in die Wirtschaft kommt

Die EZB mit Sitz in Frankfurt steuert die Geldmenge in der Eurozone. Dafür nutzt sie verschiedene Instrumente:

1. Anleihekäufe und Kreditvergabe

  • Die EZB kauft zum Beispiel Staatsanleihen. Dafür „schafft“ sie neues Geld, das sie den Verkäufern (oft Banken) überweist. Dadurch kommt mehr Geld ins System. Wenn sie Anleihen verkauft, entzieht sie dem Markt wieder Geld.
  • Langfristige Kredite an Banken: Die EZB vergibt günstige Kredite an Geschäftsbanken. Diese Kredite sollen dafür sorgen, dass mehr Geld an Unternehmen und Privatpersonen weiterverliehen wird.
  • Devisenpolitik: Wenn die EZB Euro gegen Dollar tauscht, beeinflusst sie damit auch die Geldmenge – je nachdem, ob Euro gekauft oder verkauft werden.
  • Bargeldproduktion: Die EZB kümmert sich auch um den Nachschub an Euro-Scheinen. Gedruckt wird das Bargeld allerdings von den nationalen Zentralbanken. Das macht heute aber nur einen kleinen Teil des gesamten Geldes aus.

2. Banken

Was viele nicht wissen: Auch Geschäftsbanken schaffen Geld. Wenn du einen Kredit bekommst, landet das Geld direkt auf deinem Konto. Es existiert vorher nicht – es wird einfach durch einen Buchungsvorgang erzeugt.

Das funktioniert, weil Banken mit sogenannten Mindestreserven arbeiten. Sie müssen nur einen kleinen Teil ihrer Einlagen bei der EZB halten. Den Rest dürfen sie verleihen – und das immer wieder. So entsteht durch jeden neuen Kredit mehr Geld im System.

Auch Staatsausgaben spielen eine Rolle: Regierungen geben Anleihen aus, um sich zu finanzieren. In Krisenzeiten springt oft die EZB ein und kauft diese Anleihen. Auch das führt dazu, dass neues Geld in Umlauf gebracht wird.

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Quelle: Statista

Kann die EU Geld drucken?

Die kurze Antwort: Nein. Die Europäische Union selbst kann keine Euros drucken oder schaffen. Das liegt allein bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Auch wenn sich die EZB an den wirtschaftlichen Zielen der EU orientiert, handelt sie eigenständig. Sie ist die einzige Institution, die die Geldmenge direkt steuern kann.

Was aber geht: Die Mitgliedstaaten können über ihre Finanzpolitik indirekt Einfluss nehmen. Wenn sie zum Beispiel hohe Haushaltsdefizite machen, steigt oft der Druck auf die EZB, Staatsanleihen zu kaufen – was am Ende wieder neues Geld ins System bringt.

Das solltest du mitnehmen

  • Die EZB bringt neues Geld in Umlauf – über Anleihekäufe, Bankkredite und andere Maßnahmen
  • Auch Geschäftsbanken schaffen Geld, wenn sie Kredite vergeben
  • Die EU selbst kann keine Euros erzeugen, aber durch ihre Politik die Entscheidungen der EZB beeinflussen