Wie viel Macht haben Bitcoin-Miner wirklich?
Bitcoin-Miner sind ein zentraler Bestandteil des Netzwerks – sie sorgen dafür, dass Transaktionen abgewickelt und neue Blöcke zur Blockchain hinzugefügt werden. Ihre Rolle wird allerdings oft falsch verstanden. Auch wenn sie wichtig sind, ist ihr Einfluss auf die Regeln und Abläufe von Bitcoin kleiner, als viele denken.
Die Aufgabe der Miner
Miner prüfen und sichern Transaktionen, indem sie sie der Blockchain hinzufügen. Dafür nutzen sie spezielle Hardware, um Nonce zu erraten. Wer das “Rätsel” zuerst knackt, darf den nächsten Block zur Kette hinzufügen. In diesem Block stecken die jüngsten Transaktionen – und als Belohnung gibt’s frisch geschürfte Bitcoin plus die gesammelten Transaktionsgebühren.
Aber Miner sind nicht die einzigen Akteure im Bitcoin-System. Daneben gibt’s auch sogenannte Nodes – das sind Computer, die den kompletten Transaktionsverlauf überprüfen und sicherstellen, dass alle Regeln eingehalten werden. Eine Node aufzusetzen ist gar nicht so kompliziert und für viele gut machbar. Dadurch trägt man zur Dezentralität von Bitcoin bei.
Die Regeln
Können Miner die Bitcoin-Regeln selbst verändern? Kurz gesagt: nein. Die Regeln von Bitcoin sind in der Software verankert, die alle Nodes im Netzwerk nutzen. Wenn Miner versuchen würden, irgendwas an diesen Regeln zu drehen – zum Beispiel sich selbst höhere Belohnungen zu geben –, würden sie sich damit vom Rest des Netzwerks abkoppeln. Das Ergebnis: Sie würden auf einer Bitcoin-Version minen, die niemand anerkennt oder nutzt.
Zwei Dinge sorgen dafür, dass sich Miner an die Spielregeln halten:
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Automatische Schwierigkeitsanpassung Alle zwei Wochen passt das Netzwerk die Mining-Schwierigkeit an, damit im Schnitt alle 10 Minuten ein neuer Block entsteht. Wenn viele Miner abspringen, weil sie ihre eigenen Regeln machen wollen, wird das Mining auf der echten Kette leichter – so können neue oder verbliebene Miner weitermachen und die Stabilität bleibt erhalten.
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Spieltheoretische Anreize Miner verdienen nur dann Geld, wenn Bitcoin stabil und vertrauenswürdig bleibt. Jede Aktion, die Unsicherheit oder Misstrauen erzeugt, schadet dem Netzwerk – und damit auch ihrem eigenen Einkommen. Deshalb lohnt es sich für sie, sich an die Regeln zu halten, statt das System zu riskieren.
Ein Beispiel für eine Schwierigkeitsanpassung
Manipulation des Netzwerks
Auch wenn Miner die Regeln von Bitcoin nicht ändern können, haben sie trotzdem ein paar Möglichkeiten, das Netzwerk punktuell zu beeinflussen. Hier ein Überblick, was sie theoretisch tun könnten – und warum diese Störungen meist nicht lange anhalten:
Leere Blöcke schürfen
Miner könnten Blöcke erzeugen, in denen keine Transaktionen enthalten sind – und sich nur die Blockbelohnung sichern. Das würde zwar die Bestätigung von Transaktionen verzögern, lohnt sich aber kaum: Transaktionsgebühren bringen zusätzliches Einkommen, und es gibt eigentlich keinen Grund, auf dieses Geld zu verzichten. In Zeiten hoher Gebühren haben die Transaktionskosten sogar die Blockbelohnung übertroffen.
Hohe Mindestgebühren durchsetzen
Ein Miner könnte nur Transaktionen mit besonders hohen Gebühren in seine Blöcke aufnehmen – um andere rauszuhalten. Das klappt aber nicht lange: Andere Miner könnten die „billigeren“ Transaktionen trotzdem verarbeiten und damit sogar mehr verdienen. Der Markt regelt das von selbst.
Transaktionen zensieren
Ein einzelner Miner kann sich zwar weigern, bestimmte Transaktionen aufzunehmen – aber andere Miner können sie trotzdem in einen Block packen. Durch die Dezentralisierung des Netzwerks kann niemand allein bestimmen, was durchkommt und was nicht. Es gibt zwar einige große Mining-Pools mit viel Rechenleistung, aber selbst sie können legitime Transaktionen nicht dauerhaft blockieren. Trotzdem kann eine zu starke Miningpool-Zentralisierung hier gefährlich werden.
Double-Spends versuchen
Ein Double-Spend bedeutet, dass jemand versucht, dieselben Bitcoin zweimal auszugeben – also eine bestätigte Transaktion rückgängig zu machen. Dafür müsste man über längere Zeit über 51 % der gesamten Rechenleistung im Netzwerk kontrollieren. Selbst wenn das gelingen würde, hätte es massive Folgen: Das Vertrauen in Bitcoin würde leiden – und damit auch der Kurs. Für den Miner wäre das finanziell ein Eigentor.
Historische Änderungsversuche
Ein bekanntes Beispiel dafür gab es 2017. Damals wollten viele Miner ein Upgrade namens SegWit verhindern. SegWit sollte die Skalierbarkeit von Bitcoin verbessern, doch einige Miner hatten Sorge, dass dadurch die Transaktionsgebühren sinken – und damit auch ihre Einnahmen.
Doch Nutzer und Unternehmen setzten sich durch: Über ihre Nodes signalisierten sie Unterstützung für das Upgrade. Am Ende mussten die Miner nachgeben – sie merkten, dass es auf lange Sicht eher schadet, sich gegen die Mehrheit zu stellen.
Das zeigt: Miner können Updates verzögern, aber sie haben nicht die Macht, über die Regeln von Bitcoin zu bestimmen.
Kontrollmechanismen
Das Bitcoin-Design sorgt von Haus aus dafür, dass Miner nicht zu viel Kontrolle bekommen. Und das funktioniert so:
- Finanzielle Anreize: Miner verdienen nur dann langfristig Geld, wenn Bitcoin stabil bleibt. Alles, was dem Netzwerk oder seinem Ruf schadet, trifft am Ende auch sie selbst – deshalb handeln sie meist im Sinne des Systems.
- Dezentrale Entscheidungsfindung: Über Änderungen im Bitcoin-Protokoll entscheidet nicht nur eine Gruppe. Es braucht den Konsens von Nutzern, Entwicklern und Unternehmen. Das verhindert, dass Miner allein das Sagen haben.
- Robustes Netzwerk: Durch die weltweite Verteilung von Minern und Nodes – kombiniert mit der regelmäßigen Anpassung der Mining-Schwierigkeit – ist es fast unmöglich, dass eine einzelne Gruppe das Mining übernimmt oder das Netzwerk ernsthaft stört.
Das solltest du mitnehmen
- Miner bestimmen nicht die Spielregeln
- Protokolländerungen müssen vom gesamten Netzwerk mitgetragen werden
- Bitcoins Anreizsystem gibt Minern einen Grund ehrlich zu arbeiten