Ist Bitcoin ein Tauschmittel?

Letzte Aktualisierung 5 Minuten Lesezeit

Eine häufige Kritik an Bitcoin lautet, er sei noch nicht überall „ausgabefähig“. Dieses Argument geht davon aus, dass Bitcoin mit Bargeld oder Kreditkarten konkurrieren müsse, um als echtes Geld zu gelten. Doch das greift zu kurz. Keine revolutionäre Technologie wird über Nacht weltweit angenommen – schon gar nicht, wenn sie ein tief verankertes und mächtiges System ersetzen soll.

Was macht etwas zu einem Tauschmittel?

Ein Tauschmittel ist ein Instrument, das Menschen im Handel gegen Waren und Dienstleistungen einsetzen. Um diese Rolle erfüllen zu können, muss es sich auch als Recheneinheit eignen – also Preise abbilden können – und als Wertaufbewahrungsmittel funktionieren, also Kaufkraft über Zeit erhalten.

Der US-Dollar ist beispielsweise ein effektives Tauschmittel und eine gebräuchliche Recheneinheit, schwächelt jedoch als Wertspeicher wegen der anhaltenden Inflation. Bitcoin hingegen hat sich bereits als robuster Wertspeicher erwiesen – seine Verwendung im Alltag steckt allerdings noch in den Anfängen.

Bitcoin wird bereits als Tauschmittel genutzt

Bitcoin ist längst mehr als ein digitales Anlagegut. In Ländern mit instabiler Währung oder repressiver Regierung dient er vielen Menschen als alternatives Geldsystem. In Nigeria, Venezuela oder Belarus wird Bitcoin genutzt, um Ersparnisse zu schützen oder Zahlungsströme jenseits staatlicher Kontrolle zu ermöglichen.

Gerade dort, wo Banken nicht funktionieren oder zensiert wird, zeigt sich die Stärke von Bitcoin: erlaubnisfrei, grenzüberschreitend und nicht konfiszierbar.

Warum ist Bitcoin im Alltag (noch) selten?

In stabilen Ländern mit funktionierender Infrastruktur ist Bitcoin als Zahlungsmittel bislang selten. Wer hier mit Bitcoin bezahlt, tut das meist aus Überzeugung. Aber warum wird es nicht öfter genutzt? Nicht etwa, weil es gescheitert wäre – sondern weil es schlicht besseres Geld ist.

Greshams Gesetz

Das Gresham’sche Gesetz besagt: „Schlechtes Geld verdrängt gutes Geld aus dem Umlauf.“ Gemeint ist damit, dass Menschen das minderwertige Geld ausgeben und das wertbeständigere lieber sparen. So war es bereits im 16. Jahrhundert, als man gute Silbermünzen hortete und nur die entwerteten ausgab.

Heute zeigt sich das im Verhältnis von Fiatwährungen zu Bitcoin. Während staatliches Geld durch Inflation schwindet, bleibt Bitcoin aufgrund seiner begrenzten Menge wertstabil – oder gewinnt sogar. Es ist nur logisch, dass die Menschen lieber ihr Fiat ausgeben und ihre Bitcoin behalten.

Dass Bitcoin nicht inflationär ausgegeben wird, ist also kein Fehler – sondern ein Beleg für seine Stärke.

Netzwerkeffekte

Geld ist ein Netzwerk – sein Nutzen steigt mit der Anzahl der Teilnehmer. Doch im Gegensatz zu sozialen Netzwerken ist Geld ein Nullsummenspiel: Man kann nicht gleichzeitig zwei Währungen im selben Maß nutzen. Der Umstieg erfordert Überzeugung und das Aufgeben des alten (Geld-)Systems.

Aber: Wenn bestehende Geldsysteme scheitern, kann die Verlagerung zu einem neuen System sehr schnell gehen. Die Geschichte zeigt: Wer früh wechselt, profitiert am meisten.

Wann wird Bitcoin alltäglich ausgegeben?

Der Massenumstieg kommt, wenn die Menschen müssen, nicht wenn sie wollen. Wenn Fiatgeld versagt oder Händler es nicht mehr akzeptieren, wird Bitcoin zur realen Alternative. Bis dahin bleibt es sinnvoll, in Bitcoin zu sparen – und Fiat auszugeben.

Gerade das zögerliche Ausgeben zeigt bereits: Bitcoin wird als werthaltiger empfunden als staatliches Geld.

Mit wachsender Infrastruktur und zunehmender Akzeptanz wird Bitcoin auch als Zahlungsmittel Alltagstauglichkeit gewinnen. Aber man muss nicht mit Bitcoin Kaffee kaufen können, um zu erkennen: Bitcoin erfüllt heute schon die zentralen Aufgaben von Geld – insbesondere als Wertspeicher und Ausweg aus kriselnden Systemen.

Das solltest du mitnehmen

  • Wer heute mit Bitcoin bezahlt, tut das meist noch aus Überzeugung
  • Bitcoin wird bereits aktiv als Tauschmittel verwendet – dort, wo es gebraucht wird
  • Wer Bitcoin spart und Fiat ausgibt, folgt Greshams Gesetz