Was ist der Verbraucherpreisindex?

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Der Verbraucherpreisindex misst, wie sich die Preise typischer Konsumgüter und Dienstleistungen über die Zeit verändern. Dazu definieren Statistikämter einen Warenkorb, der die Ausgaben eines durchschnittlichen Haushalts abbilden soll. Aus den beobachteten Preisänderungen – gewichtet nach Bedeutung im Haushaltsbudget – wird der Index berechnet. Seine prozentuale Veränderung ist die Inflationsrate. In der EU dient dafür der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), damit Werte zwischen Ländern vergleichbar sind.

Was der Verbraucherpreisindex messen soll

Ziel ist, die Kaufkraftentwicklung privater Haushalte für Konsum abzuschätzen: Wie viel Geld braucht man heute, um denselben Warenkorb wie vor einem Jahr zu kaufen? Dafür werden Preise standardisiert erhoben und nach einem veröffentlichten Wägungsschema zusammengeführt.

Wie der Warenkorb entsteht

Die Zusammensetzung basiert auf Haushaltsbefragungen und Ausgabenstatistiken. Große Blöcke sind typischerweise Wohnen und Energie, Verkehr, Nahrungsmittel, Gesundheit, Freizeit und Dienstleistungen. Innerhalb der Gruppen stehen repräsentative Produkte für ganze Kategorien (z. B. ein bestimmtes Brot für Backwaren). Jedes Element erhält ein Gewicht entsprechend seinem Ausgabenanteil.

Warum der Warenkorb regelmäßig geändert wird

Konsumtrends ändern sich: Produkte verschwinden, neue kommen hinzu, Ausgabenanteile verschieben sich. Daher revidieren Statistikämter den Warenkorb in festen Abständen (inklusive neuer Basisjahre). Dabei werden:

  • Positionen ergänzt/entfernt, wenn sie relevant werden oder Bedeutung verlieren
  • Gewichte an aktuelle Ausgabenstrukturen angepasst Solche Änderungen können die gemessene Inflationsrate merklich beeinflussen, ohne dass sich an der Realität im Supermarkt etwas sprunghaft ändert – es ändert sich der Blickwinkel.

Kritikpunkte und unterschiedliche Blickwinkel

Substitutionseffekt: Wenn ein Gut stark teurer wird, weichen Haushalte oft auf günstigere Alternativen aus. In der nächsten Revision sinkt dann das Gewicht des teurer gewordenen Gutes. Preistreiber verlieren rechnerisch an Bedeutung verlieren und die offizielle Teuerung gedämpft wird.

Hedonische Qualitätsanpassungen: Verbessert sich die Produktqualität, wird ein Teil des Preisanstiegs als Qualitätsgewinn herausgerechnet. Befürworter sehen darin saubere Methodik, Kritiker sehen Spielraum, reale Mehrkosten zu unterschätzen.

Wohn- und Vermögenspreise: Der Verbraucherpreisindex fokussiert Konsum. Vermögenswerte wie Immobilien oder Aktien sind nicht direkt enthalten. Wer die starke Verteuerung von Eigentum, Mieten oder Anlagegütern spürt, erlebt die Inflation oft höher als der Index ausweist.

Gefühlte vs. gemessene Inflation: Haushalte gewichten anders als die Statistik. Wer einen großen Teil seines Budgets für Grundbedarf ausgibt, erlebt Preissteigerungen intensiver. Zudem prägen häufige Käufe (Lebensmittel, Energie) das Preisempfinden stärker als seltene Anschaffungen.

Governance und Anreize: Weil der Index Löhne, Renten und Verträge beeinflusst, unterstellen manche politische oder institutionelle Anreize, die Inflationszahl niedrig zu halten.

Perspektive der Österreichischen Schule

Aus österreichischer Sicht ist Inflation primär die Ausweitung der Geldmenge, nicht nur ein Preisanstieg im Warenkorb. Steigt die Geldmenge, zeigt sich das oft zuerst in Vermögenspreisen. Konsumpreise reagieren verzögert und ungleich. Der Verbraucherpreisindex greift diesen monetären Aspekt nur indirekt und aus Sicht vieler zu eng. Bitcoiner betonen zusätzlich, dass ein auf Konsum fokussierter Index den schleichenden Kaufkraftverlust von Ersparnissen unterschätzt, während ein knapper, nicht ausweitbarer Geldstandard (wie bei Bitcoin) diesen Mechanismus strukturell begrenzt. Beide Lager sehen den Index als unvollständiges Maß und plädieren für ergänzende Kennzahlen (z. B. Geldmengen, Vermögenspreisindizes).

Mögliche Verbesserungen

  • Transparentere Kommunikation zu Revisionen und deren Effekt auf die Inflationszahl
  • Ergänzende Indizes für unterschiedliche Haushaltsprofile (z. B. Grundbedarfs-, Senioren-, Niedrigeinkommens-Warenkörbe)
  • Stärkere Parallelbeobachtung von Vermögenspreisen und Geldmengen, um das Gesamtbild der Geldentwertung zu erfassen

Das solltest du mitnehmen

  • Der Verbraucherpreisindex misst die Preisentwicklung eines repräsentativen Konsum-Warenkorbs; Revisionen und Gewichte prägen das Ergebnis.
  • Kritikpunkte betreffen vor allem Substitution, hedonische Anpassungen und die fehlende Abbildung von Vermögenspreisen – daher weicht gefühlte oft von gemessener Inflation ab.
  • Inflation ist vor allem monetär. Der VPI ist zu eng und sollte durch Geldmengen- und Vermögenspreisindikatoren ergänzt werden.