Kann das Limit von 21 Millionen Bitcoin geändert werden?

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Die feste Obergrenze von 21 Millionen BTC ist eine der wichtigsten Eigenschaften von Bitcoin. Theoretisch ließe sich jede Software ändern – praktisch ist das aber sehr unwahrscheinlich: durch Anreize im System und durch die Art, wie Bitcoin Entscheidungen trifft, ist es nahezu unmöglich eine solch gravierende Änderung durchzuführen. Was steht eigentlich hinter den 21 Millionen, wer setzt sie durch und warum ist eine Änderung so unwahrscheinlich?

Wie kommt die Begrenzheit überhaupt zustande?

Bitcoin erschafft neue Coins nur über Blockbelohnungen an Miner. Diese Belohnung halbiert sich etwa alle vier Jahre („Halving“). Mit jeder Halbierung verlangsamt sich die Neuschöpfung von BTC, bis sie gegen Ende des Jahrhunderts gegen null geht. Rechnet man die Serie der Blockbelohnungen zusammen, nähert sich die Gesamtmenge 21 Millionen. Nodes im Netzwerk prüfen jede neu gefundene Bitcoin-Blockdatei und lehnen Blöcke ab, die mehr neue BTC ausgeben, als die Regeln erlauben. So wird die Begrenzung technisch durchgesetzt – nicht von einer Firma, sondern durch den Code der von tausenden unabhängigen Computern ausgeführt wird.

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Blau: Umlaufmenge aller Bitcoin/ Orange: Inflationsrate

Warum gerade 21 Millionen?

Satoshi Nakamoto musste zu Beginn eine Größenordnung wählen, ohne zu wissen, wie sich Bitcoin entwickeln würde. Die Wahl war ein pragmatischer Kompromiss:

  • Knapp genug, um echte Seltenheit zu schaffen.
  • Teilbar, damit das System im Alltag funktioniert. Ein Bitcoin lässt sich in 100 Millionen Satoshis teilen. Diese hohe Teilbarkeit sorgt dafür, dass Preise über viele Größenordnungen abbildbar bleiben – selbst wenn 1 BTC eines Tages extrem viel wert sein sollte. Satoshi wählte die Emissionsparameter so, dass die Summe dorthin konvergiert: etwa 10 Minuten Blockzeit, anfangs 50 BTC Blockbelohnung, Halbierung alle 210.000 Blöcke (50 + 25 + 12,5 + …). Diese geometrische Reihe nähert sich 21.000.000 BTC. Er nannte das eine gebildete Schätzung: ausreichend knapp, aber alltagstauglich, weil jeder Bitcoin in 100.000.000 Satoshis teilbar ist.

Die Obergrenze ist faktisch unveränderlich

Zwei große Gründe machen eine Erhöhung der Geldmenge unattraktiv und kaum durchsetzbar:

Anreize: „Mehr Coins“ würden das Vertrauen in Bitcoin erodieren

  • Wertversprechen: Die feste Menge ist der Kern von Bitcoins Attraktivität als Wertspeicher. Würde man sie aufweichen, ginge Vertrauen verloren – mit hoher Wahrscheinlichkeit fiele der Preis.
  • Miner: Auch wenn zusätzliche Coins kurzfristig mehr BTC-Einnahmen suggerieren, zählen für Miner am Ende auch noch Fiat-Kosten (Strom, Hardware, Personal). Ein Preissturz würde ihre reale Profitabilität gefährden.
  • Anleger & Institutionen: Viele Investoren sind wegen der Vorhersehbarkeit eingestiegen. Eine Verwässerung der Knappheit würde genau dieses Narrativ zerstören.

Nodes bestimmen die Regeln – nicht allein die Miner

  • Kein zentrale Stelle: Es gibt nicht „das eine“ Bitcoin-Programm. Zehntausende Nodes laufen auf unterschiedlichen Versionen und Implementierungen. Sie verifizieren unabhängig und weisen Regelbrüche zurück.
  • Miner folgen den Regeln: Ein Block mit zu hoher Belohnung wird von den Nodes verworfen. Der Miner würde seine Energie verschwenden.
  • Histore: In der Blocksize-Auseinandersetzung 2017 unterstützte die überwiegende Hashrate eine Regeländerung – durchgesetzt wurde sie nicht. Nutzer und Nodes setzten sich durch.

Wie könnte man es theoretisch ändern?

Rein hypothetisch bräuchte es eine Reihe von Schritten – jeder einzelne davon steinig:

  1. Vorschlag & Code: Entwickler würden eine Änderung ausarbeiten und implementieren.
  2. Debatte: Die Community müsste überzeugt werden. Realistisch wäre massiver Widerstand.
  3. Aktivierungspfad: Man bräuchte ein Verfahren zur Umstellung. Eine Änderung der Geldmenge wäre kein Soft Fork, sondern ein Hard Fork – alle müssten mitziehen oder sie wären abgekoppelt.
  4. Spaltung: Ein großer Teil der Nodes würde die alte Regel (21 Mio.) beibehalten. Ergebnis: zwei Netze, zwei Coins. Das Original behielte die unveränderte Knappheit – genau deshalb kann der ursprüngliche 21-Mio.-Pfad nicht rückwirkend „abgeschafft“ werden.

Haben Miner einen Anreiz das Limit zu ändern?

Kurzfristig klingt „mehr Coins“ verlockend. Langfristig zählt der Marktpreis. Miner bezahlen ihre Rechnungen in Euro/Dollar – nicht in Narrativen. Würde ein solcher Vorstoß Vertrauen zerstören und den BTC-Preis absenken, fiele auch die reale, fiat-denominierte Marge. Das ist der Kern, warum die ökonomischen Anreize gegen eine Aufweichung wirken.

Was passiert, wenn jemand es trotzdem versucht?

Am wahrscheinlichsten wäre ein Marktabstimmungs-Ergebnis:

  • Das Netzwerk ohne feste Obergrenze bekäme einen eigenen Ticker und Marktpreis.
  • Das Netz mit 21 Mio. unverändert bliebe bestehen – mit dem entscheidenden Gütemerkmal „harte Knappheit“.
  • Nutzer, Börsen und Dienstleister entscheiden mit ihren Füßen. Historisch hat sich das netzwerk- und regelkonservativere Lager durchgesetzt.

Das solltest du mitnehmen

  • Die 21 Millionen sind nicht bloß Code, sondern werden auch durch Anreize manifestiert.
  • Nodes setzen die Regeln durch; Miner verdienen innerhalb dieser Regeln – nicht umgekehrt.
  • Ein Änderungsversuch würde das Netz eher spalten, nicht „Bitcoin“ umlackieren. Die alte knappe Variante würde bestehen bleiben.