Bitcoin oder Ethereum?

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Was ist Bitcoin?

Bitcoin ist ein vollständig dezentrales digitales Bargeldsystem, das Peer-to-Peer-Transaktionen ermöglicht – ganz ohne Mittelmann. Durch das feste Limit von 21 Millionen Einheiten ist Bitcoin von Natur aus knapp und bietet Schutz vor Inflation. Die dezentrale Struktur sorgt dafür, dass gültige Transaktionen nicht zensiert werden können – jede Transaktion kann in einen Block aufgenommen werden. Genau diese Eigenschaften machen Bitcoin für viele zum aussichtsreichsten Kandidaten für eine globale Reservewährung.

Was ist Ethereum?

Ethereum wird oft mit Bitcoin verglichen, erfüllt aber einen anderen Zweck. Die Plattform ist darauf ausgelegt, sogenannte Smart Contracts auszuführen – deshalb spricht man auch vom „verteilten Weltcomputer“. Der native Token Ether (ETH) wird verwendet, um Transaktionsgebühren im Ethereum-Netzwerk zu bezahlen. Ethereum ermöglicht eine Vielzahl von Anwendungen, die über einfache Zahlungen hinausgehen – etwa in den Bereichen Finanzen, soziale Medien oder Gaming.

Warum wurde Ethereum geschaffen?

Ethereum wurde 2014 von Entwicklern ins Leben gerufen, die sich mehr Flexibilität wünschten, als es Bitcoins einfache Transaktionsstruktur erlaubte. Im Gegensatz zur beschränkten Skriptsprache von Bitcoin nutzt Ethereum „Solidity“ – eine Turing-komplette Programmiersprache, die komplexe Verträge und wiederholende Abläufe ermöglicht. Damit kann Ethereum eine breite Palette an Smart Contracts und Token unterstützen. Diese Flexibilität bringt jedoch auch mehr Komplexität mit sich – und führt in der Praxis zu einer geringeren Dezentralisierung.

Direkter Vergleich

Bitcoin und Ethereum verfolgen unterschiedliche Ziele:

  • Bitcoin wurde als solides Geld konzipiert – als stabiles Wertaufbewahrungsmittel und zensurresistentes Tauschmittel.
  • Ethereum hingegen ist als verteilte Computerplattform gedacht, auf der sich verschiedenste Anwendungen umsetzen lassen. Ethereum ist flexibler, doch Bitcoin legt den Fokus auf maximale Sicherheit, echte Dezentralisierung und langfristige Stabilität. Genau das macht es zum stärkeren Kandidaten für ein globales Währungsnetzwerk.

Geldpolitik

Die Geldpolitik von Bitcoin beruht auf absoluter Knappheit. Seit dem Start ist sie unverändert geblieben: Es wird nie mehr als 21 Millionen Bitcoin geben. Dadurch gilt Bitcoin als „hartes Geld“, das nicht willkürlich ausgeweitet werden kann.

Ethereum hingegen hat seine Geldpolitik seit der Einführung mehrfach geändert. Mit dem Upgrade EIP-1559 wurde zum Beispiel ein Mechanismus eingeführt, bei dem ein Teil der Gebühren verbrannt wird – das beeinflusst das Angebot von ETH. Da sich die Regeln jederzeit ändern können, fehlt Ethereum die Stabilität und Vorhersehbarkeit, die für ein wirklich knappes Gut nötig sind. In letzter Instanz gibt es immer ein Unternehmen, das über Änderungen entscheidet.

Überprüfbarkeit

Bitcoin ist vollständig transparent und leicht überprüfbar. Jeder kann mit einem einzigen Befehl auf einem eigenen Bitcoin-Knoten das gesamte Angebot sowie alle Transaktionen nachvollziehen:

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Bei Ethereum ist das deutlich komplizierter: Verschiedene Teilnehmer im Netzwerk berechnen das Angebot auf unterschiedliche Weise. Diese fehlende Einheitlichkeit – kombiniert mit den hohen Anforderungen für den Betrieb eines vollständigen Nodes – führt dazu, dass Ethereum tendenziell zentralisierter ist.

Dezentralisierung: Bitcoin vs. Ethereum

Dieser Punkt ist entscheidend für die Sicherheit und Widerstandsfähigkeit von Bitcoin. Das Netzwerk erreicht dies durch eine Vielzahl unabhängiger Nodes (Knotenpunkte), die die Regeln des Protokolls durchsetzen – unabhängig von Minern oder Entwicklern.

Ethereum hingegen zeigt stärkere Tendenzen zur Zentralisierung. Der Betrieb eines eigenen Knotens erfordert mehr Ressourcen, was dazu führt, dass weniger Menschen daran teilnehmen und stattdessen auf Drittanbieter zurückgreifen.

Ein bekanntes Beispiel für diese Zentralisierung ist der DAO-Hack im Jahr 2016. Nachdem ein Smart Contract auf Ethereum gehackt wurde, entschied sich die Ethereum Foundation für eine Hard Fork, um den Vorfall rückgängig zu machen. Diese Entscheidung widersprach den Prinzipien der Unveränderlichkeit und des dezentralen Konsenses. In der Folge spaltete sich eine Gruppe von Nutzern ab und führte die ursprüngliche Kette unter dem Namen Ethereum Classic weiter.

Skalierbarkeit

Bitcoin setzt auf Skalierung durch zusätzliche Layer. Das Lightning Network ermöglicht schnelle und günstige Transaktionen, ohne die Blockchain zu belasten. Dieser Ansatz hält den Base Layer schlank und sicher, während darauf aufbauende Lösungen vielfältige Anwendungen ermöglichen.

Ethereum hingegen verfolgt den Ansatz, direkt auf der Blockchain zu skalieren. Dadurch steigen die Anforderungen an die Nodes im Netzwerk, was zu höheren Gebühren und starker Konkurrenz um Speicherplatz in den Blöcken führt – vor allem, wenn viele neue Token oder Anwendungen hinzukommen. Um diese Probleme zu lösen, wurde der Übergang zu Ethereum 2.0 angestoßen, bei dem das System von Proof-of-Work auf Proof-of-Stake umgestellt werden soll.

Flexibilität und Risiken

Die Flexibilität von Ethereum hat eine Vielzahl dezentraler Finanzanwendungen (DeFi) ermöglicht. Gleichzeitig hat sie aber auch zur Entstehung zahlreicher Token geführt, von denen viele kaum liquide sind oder Sicherheitslücken aufweisen. Die schnelle Erstellung und das häufige Scheitern solcher Projekte können die Stabilität und das Vertrauen in Ethereum als Plattform beeinträchtigen.

Bitcoin hingegen stellt Sicherheit und Stabilität über Flexibilität. Es ist daher nicht darauf ausgelegt, viele unterschiedliche Anwendungen direkt auf seiner Blockchain zu hosten. Stattdessen eignet es sich besonders gut als langfristiger Wertspeicher und folgt konsequent soliden Geldprinzipien.

Proof-of-Work vs. Proof-of-Stake

Bitcoin funktioniert mit Proof-of-Work (PoW), um Sicherheit und Dezentralisierung zu gewährleisten. Dieses Verfahren sorgt dafür, dass keine einzelne Partei das Netzwerk leicht kontrollieren kann – ein zentraler Grundpfeiler des Bitcoin-Systems.

Ethereum hingegen kämpft mit Skalierungsproblemen und plant den Wechsel zu Ethereum 2.0 mit Proof-of-Stake (PoS). PoS wird oft als effizienter angesehen, bringt jedoch Bedenken hinsichtlich Zentralisierung mit sich, da es jene bevorzugt, die bereits große Mengen der Kryptowährung halten.

Fazit

Bitcoin und Ethereum sind unterschiedliche Dinge und verfolgen unterschiedliche Ziele:

  • Bitcoin ist dezentrales, hartes Geld mit festem Angebot – ideal zur langfristigen Wertaufbewahrung und als potenzielle globale Währung.
  • Ethereum bietet eine flexible Plattform für Anwendungen, kämpft aber mit Herausforderungen bei Skalierung und Dezentralisierung, was es als Geld weniger geeignet macht. Bitcoins klare Geldpolitik, hohe Sicherheit und echte Dezentralisierung machen es zum stärkeren Wertspeicher. Ethereum eignet sich dafür nicht, punktet hingegendurch Anpassungsfähigkeit und Vielseitigkeit für dezentrale Anwendungen.

Das solltest du mitnehmen

  • Bitcoin ist dezentrales Peer-to-Peer-Geld mit festem Angebot
  • Ethereum ist eine flexible Plattform für dezentrale Anwendungen
  • Die Geldpolitik von Bitcoin ist unveränderlich, bei Ethereum wurde sie mehrfach angepasst
  • Bitcoin setzt auf Off-Chain-Skalierung wie das Lightning Network, während Ethereum On-Chain skaliert – mit höheren Gebühren und Ressourcenbedarf.