Was ist das Teilreservesystem?
Was sind Reserven?
Im traditionellen Bankwesen bezeichnet man als Reserven die Geldmittel, die Banken zurücklegen, um sicherzustellen, dass Kunden ihre Einlagen bei Bedarf abheben können. Die meisten Banken arbeiten jedoch mit einem fraktionierten Reservesystem: Nur ein kleiner Teil der Kundeneinlagen wird tatsächlich als Reserve gehalten – der Großteil wird verliehen, um Zinsen zu erwirtschaften.
Dieses System funktioniert unter normalen Umständen, birgt aber Risiken. Wenn zu viele Kunden gleichzeitig versuchen, ihr Geld abzuheben, kann die Bank in eine Liquiditätskrise geraten, weil nicht genug Mittel sofort verfügbar sind. In solchen Fällen spricht man von einem Bankrun.
Ein alternatives Modell ist die Vollreserve: Hier werden 100 % der Kundeneinlagen tatsächlich vorgehalten. Das bedeutet, dass jeder Kunde jederzeit sein gesamtes Guthaben abheben kann – ohne Risiko einer Zahlungsunfähigkeit der Bank oder des Anbieters.
Was ist der Proof of Reserves (Nachweis von Reserven)?
Proof of Reserves, kurz PoR, ist eine Transparenzmaßnahme, die insbesondere im Bitcoin- und Kryptobereich eingesetzt wird. Sie ermöglicht es Unternehmen nachzuweisen, dass sie über genügend Vermögenswerte verfügen, um sämtliche Kundeneinlagen vollständig abzudecken. Gerade im Umfeld von Bitcoin ist dieser Nachweis wichtig, da die Blockchain öffentlich einsehbar ist und Nutzer zunehmend Transparenz und Sicherheit erwarten.
PoR hilft Unternehmen dabei, das Vertrauen ihrer Kunden zu stärken. Es zeigt, dass sie imstande sind, Abhebungen jederzeit zu bedienen – ein Zeichen für Stabilität und verantwortungsvolles Handeln.
Wie funktioniert Proof of Reserves?
Damit ein Proof of Reserves glaubwürdig ist, muss das Unternehmen zwei Dinge belegen: erstens, dass es die nötigen Vermögenswerte besitzt, und zweitens, dass es genau weiß, wie hoch die Verbindlichkeiten gegenüber den Kunden sind.
1. Nachweis der Vermögenswerte
Dazu veröffentlicht das Unternehmen die Adressen seiner Bitcoin-Wallets. Diese können öffentlich eingesehen und mit der Blockchain abgeglichen werden. Um sicherzustellen, dass die Wallets tatsächlich dem Unternehmen gehören, können sie mit einer digitalen Signatur versehen werden – ein gängiger Beweis für den Besitz.
2. Nachweis der Verbindlichkeiten
Hierbei wird offengelegt, wie viele Bitcoin den Kunden insgesamt gutgeschrieben sind. Um dabei die Privatsphäre zu wahren, kommt häufig ein sogenannter Merkle-Tree zum Einsatz. Damit kann jede Person ihren eigenen Kontostand prüfen, ohne Einblick in andere Konten zu erhalten.
Durch den Abgleich von Vermögenswerten (Aktiva) und Verbindlichkeiten (Passiva) ergibt sich der sogenannte Reservesatz. Ein Wert von 100 Prozent bedeutet: alle Kundeneinlagen sind vollständig gedeckt. Ein höherer Wert zeigt, dass das Unternehmen über zusätzliche Reserven verfügt.
Grenzen von Proof of Reserves?
So nützlich PoR als Maßnahme für Transparenz ist – es gibt auch einige Einschränkungen:
- Momentaufnahme: Der Nachweis bezieht sich immer auf einen bestimmten Zeitpunkt. Es handelt sich also nicht um eine permanente Garantie, sondern lediglich um eine Bestandsaufnahme.
- Beteiligung der Nutzer: Bei der Nutzung von Merkle-Trees ist es wichtig, dass möglichst viele Kunden ihren Saldo selbst überprüfen. Wenn das ausbleibt, könnten versteckte Verbindlichkeiten unentdeckt bleiben.
- Keine vollständige Bilanz: Ein PoR berücksichtigt nur die Kundenguthaben – andere finanzielle Verpflichtungen des Unternehmens, etwa Kredite oder offene Rechnungen, bleiben außen vor. Im Falle einer Insolvenz ist deshalb nicht garantiert, dass Kundinnen und Kunden als Erste ihr Geld zurückerhalten.
Das solltest du mitnehmen
- Rücklagen sind wichtig, um die Liquidität eines Unternehmens oder einer Bank sicherzustellen
- Proof of Reserves schafft Vertrauen und ermöglicht es, öffentlich zu zeigen, dass alle Kundeneinlagen gedeckt sind
- PoR zeigt nur eine Momentaufnahme, erfordert aktive Überprüfung durch die Nutzer und bildet nicht alle Verbindlichkeiten eines Unternehmens ab.