Was ist ein BIP (Bitcoin Improvement Proposal)?
Bitcoin hat keinen Chef, keine zentrale Instanz und niemanden, der Updates einfach durchdrücken kann. Die Weiterentwicklung läuft über einen offenen Prozess, bei dem Vorschläge diskutiert, überprüft und nur dann umgesetzt werden, wenn die Community zustimmt.
Bitcoin Improvement Proposals, kurz BIPs, sind formale Dokumente, mit denen Änderungen an der Bitcoin-Software, den Konsensregeln oder bestimmten Standards vorgeschlagen werden. Dieses System wurde mit BIP 0001 eingeführt und sorgt dafür, dass die Weiterentwicklung offen, nachvollziehbar und nicht zentral steuerbar ist.
Im Gegensatz zu klassischen Softwareprojekten, bei denen eine Firma entscheidet, was geändert wird, kann bei Bitcoin jeder Vorschläge einreichen – aber niemand kann andere zwingen, sie zu übernehmen.
Der Ablauf eines Verbesserungsvorschlags
Bitcoin ist Open Source – also kann jeder ein BIP einreichen. Entwickler, Forscher oder einfach Leute mit einer Idee. Aber bis ein Vorschlag offiziell ist, durchläuft er folgende Schritte:
- Diskussion und Ausarbeitung: Die Idee wird erstmal auf Mailinglisten, in Foren oder bei Entwicklertreffen diskutiert. Wenn sie auf Interesse stößt, wird sie technisch verfeinert.
- Einreichung: Der Vorschlag bekommt eine BIP-Nummer und wird auf GitHub veröffentlicht. Ab dort ist es ein offizieller Verbesserungsvorschlag.
- Prüfung und Test: Die Community – also Entwickler, Node-Betreiber, Unternehmen und Miner – schaut sich das Ganze an. Wenn Code betroffen ist, wird ausführlich getestet und überprüft.
- Aktivierung: Wenn der Vorschlag gut ankommt und keine schwerwiegenden Probleme entdeckt werden, wird entschieden, ob und wie er aktiviert werden soll. Oft müssen Nodes oder Miner aktiv ihre Zustimmung signalisieren.
Die Genehmigung
Konsens-BIPs
Hier geht’s um Änderungen an den Kernregeln von Bitcoin. Sie beeinflussen zum Beispiel, wie Transaktionen geprüft oder Blöcke verarbeitet werden. Beispiel: SegWit (BIP 141) hat die Struktur von Transaktionen geändert – dafür war eine breite Zustimmung nötig. Wenn ein großer Teil der Community nicht mitzieht, kann das zu einer Abspaltung führen.
Standard-BIPs
Die ändern keine Regeln, sondern schlagen gemeinsame Standards vor. Ziel ist, die Kompatibilität zwischen Wallets, Börsen und Software zu verbessern. Beispiel: BIP 39, das 12- oder 24-Wort-Backups eingeführt hat. Die Nutzung ist freiwillig, aber je mehr Wallets das übernehmen, desto besser läuft alles zusammen.
Prozess-BIPs
Hier geht’s um Abläufe und Struktur. Also wie Vorschläge eingereicht, geprüft und aktiviert werden. Beispiel: BIP 8 und BIP 9 – beide definieren, wie ein Soft Fork aktiviert werden kann, ohne das Netzwerk zu stören.
Die Entwickler schreiben den Code – aber die Nodes entscheiden, ob sie die Änderung überhaupt annehmen. Niemand kann ein Upgrade aufzwingen.
Warum das BIP-System so wichtig ist
Bitcoin ist Geld – und wenn man Regeln bei Geld ändert, muss das gut überlegt sein. Änderungen an den Konsensregeln sind nicht rückgängig zu machen. Deshalb dauert der Prozess auch bei kleinen Änderungen lange Zeit – und das ist gewollt.
Bitcoin setzt auf Konsens. Nur wenn eine große Mehrheit wirklich zustimmt, wird etwas aktiviert. Wenn nicht, bleibt alles wie es ist.
Bekannte BIPs
SegWit (BIP 141): Hat Transaktionen effizienter gemacht und wurde 2017 nach hitziger Diskussion per User Activated Soft Fork eingeführt.
Taproot (BIPs 340, 341, 342): Brachte Schnorr-Signaturen und MAST. Das verbesserte Privatsphäre und Effizienz. Aktiviert 2021 mit 90 % Miner-Zustimmung.
BIP 39: Führte die 12- und 24-Wort-Backups ein – heute Standard bei fast allen Wallets.
Bitcoin entwickelt sich bewusst langsam und bedacht weiter. Neue Funktionen müssen zu den Grundwerten passen.
Das solltest du mitnehmen
- BIPs sind offene Vorschläge zur Weiterentwicklung von Bitcoin
- Jeder kann mitmachen, aber Änderungen werden nur übernommen, wenn er großteilig angenommen wird
- Der BIP-Prozess schützt Bitcoin vor voreiligen oder leichtfertigen Änderungen